Nationalpark Ostsee

Für uns Schleswig-Holsteiner*innen ist die Ostsee Heimat, Arbeitsstätte und Urlaubsort. Zeitgleich ist sie ein einzigartiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Zusammen ist unsere Ostsee damit eine der wertvollsten Naturlandschaften im Norden. Leider ist sie aktuell in einem ökologisch sehr schlechten Zustand – daher müssen wir alle zusammen unsere Ostsee besser schützen!

Zur Rettung unserer Ostsee muss jetzt gehandelt werden!

Viele der Probleme der Ostsee wie Nährstoffeinträge, Munitionsaltlasten und Klimakrise müssen vorrangig in Berlin und Brüssel gelöst werden. Daran wird zwar gearbeitet – wie zuletzt mit dem 100 Millionen Euro Programm zur Räumung von Munitionsaltlasten durch das GRÜNE Bundesumweltministerium – aber wir dürfen die Lösung unserer regionalen Probleme nicht aufschieben, bis Bund und EU alle ihre Hausaufgaben gemacht haben. Für den Schutz der Schweinswale, Wasservögel und Unterwassertiere sind wir in Schleswig-Holstein verantwortlich, und da hilft ein Nationalpark!

Wir GRÜNE haben uns im Landtagswahlkampf 2022 für einen Nationalpark Ostsee stark gemacht. Im Koalitionsvertrag mit der CDU haben wir anschließend die Machbarkeitsprüfung für einen Nationalpark vereinbart. Seit März 2023 läuft ein ergebnisoffener Konsultationsprozess des Umweltministeriums, an dem betroffene Kommunen sowie Verbände aus Naturschutz, Tourismus, Wassersport, Fischerei und Landwirtschaft beteiligt sind. Dort können sie ihre Erwartungen, Sorgen und vor allem eigene Vorschläge für einen besseren Schutz unserer Ostsee einbringen. Nach Abschluss des Konsultationsprozesses entscheidet die Landesregierung anhand der Ergebnisse, ob und wenn ja wie ein Nationalpark Ostsee eingerichtet wird.

Antworten auf Eure Fragen zum Nationalpark Ostsee

Viele Schleswig-Holsteiner*innen diskutieren mit. Wir wissen: Die Einrichtung eines Nationalparks ist im Vorfeld oft heftig umstritten. Wir beobachten, dass gerade viele Behauptungen und markige Sprüche im Umlauf sind, die mit den tatsächlichen Ideen und möglichen Planungen nichts zu tun haben. Darum geben wir verlässliche Antworten auf Eure Fragen zum Nationalpark Ostsee, dem laufenden Konsultationsprozess und klären Gerüchte auf. Lasst uns die Ostsee gemeinsam wieder zu einem gesunden Meer für Mensch und Natur machen!


Warum braucht die Ostsee einen Nationalpark?

Kurz gesagt: Der Ostsee geht es schlecht 🙁

Seit Jahren stellen wissenschaftliche Untersuchungen eine dramatische Verschlechterung des ökologischen Zustands der Ostsee fest. Die Wasserqualität ist mangelhaft und die Artenvielfalt geht zurück. Das Ökosystem Ostsee leidet unter zu hohen Nährstoffeinträgen, Schadstoffen, Müll, Munitionsaltlasten, Klimawandel, nicht-einheimischen Arten, Unterwasserlärm, Überfischung sowie einer zu starken Nutzung. Das Fehlen von Rückzugsräumen vor von Menschen verursachten Störungen ist einer der wesentlichen Gründe für den schlechten Umweltzustand der Ostsee. Diese untragbare Situation können wir mit einem Nationalpark Ostsee deutlich verbessern!


Warum reichen die vorhandenen Schutzgebiete in der Ostsee nicht aus?

Die bisherigen Schutzgebiete sind unzureichend: Viele Abschnitte der Ostseeküste sind zwar bereits europäische FFH- oder Vogelschutz-Schutzgebiete. Aber wirksame Schutzmaßnahmen gibt es bislang kaum. Die EU droht Deutschland daher wegen der unzureichenden Schutzwirkung vieler deutscher FFH-Gebiete mit Strafen.


Wie kann ein Nationalpark der Ostsee helfen?

Ein Nationalpark Ostsee bietet die besten Voraussetzungen, den Meeresschutz ganzheitlich anzugehen und damit die vielen Umweltprobleme der Ostsee großräumig zu lösen.

Bisher sind die bestehenden Schutzgebiete kleinteilig und die Zuständigkeiten verstreut. Mit einem Nationalpark stehen nicht mehr nur bestimmte Arten oder Lebensräume unter Schutz, sondern der gesamte Naturhaushalt. Der Schutz aller Tiere und Pflanzen würde einheitlich vom Land verwaltet, wäre finanziell und personell sehr gut ausgestattet und somit effektiver als bislang.

Nationalparke erleichtern es zudem, Fördergelder der Bundesregierung oder der EU für Naturschutz, Bildung, Forschung, Tourismus und Regionalentwicklung zu erhalten.

Durch Naturerlebnisangebote, mehr Informations- und Bildungseinrichtungen stärken Nationalparke eine nachhaltige Entwicklung im Tourismus – auch außerhalb der Saison. Mehr Menschen können so für den Schutz der Ostsee begeistert werden.


Wo könnte ein Nationalpark Ostsee entstehen?

Die Landesregierung hat eine sogenannte Potentialkulisse für einen möglichen Nationalpark Ostsee veröffentlicht. Dieses Suchgebiet ist noch keine Abgrenzung eines möglichen Nationalparks, sondern nur eine erste grobe Orientierung zur Diskussion. Ob die vorgeschlagenen Gebiete ganz oder nur Teil eines möglichen Nationalparks werden, ist noch völlig offen und wird zurzeit mit allen betroffenen Akteur*innen in einem umfangreichen Konsultationsprozess über das Jahr 2023 hinweg besprochen.

Die Potentialkulisse orientiert sich größtenteils an bereits bestehenden Schutzgebieten. Sie umfasst Meeresgebiete von der Flensburger Förde bis östlich von Fehmarn. Ausgenommen sind die großen Hafenzufahrten: die Innere Lübecker Bucht, die Innere Kieler Förde, die Flensburger Innenförde als auch die Innere Schlei.


Welche Vorteile bietet ein Nationalpark Ostsee für Tourismus, Wirtschaft und Bevölkerung?

Natur macht glücklich, Einheimische wie Gäste. Das weiß jede*r durch die eigenen Draußen-Erfahrungen. Zahlreiche wissenschaftliche Studien bestätigen diese persönlichen Erfahrungen. Ein Nationalpark würde die Ostsee auch für unsere Kinder und Enkelkinder erhalten.

Nationalparke sichern regionale Naturerlebnisse als Grundlage für Tourismus und Lebensqualität. 70 % der deutschen Urlauber*innen möchten im Urlaub „Natur“ erleben, 17 % orientieren sich bei der Wahl der Zielorte an National- oder Naturparks. Sie sind ein sehr gefragtes Werbeattribut im Tourismus, stärken so auch die Regionalentwicklung und erleichtern das Einwerben von Fördermitteln. Für Anwohner*innen vergrößern sich die Einkommensmöglichkeit nicht nur in der Hochsaison, sondern auch in bislang wirtschaftlichen schwachen Zeiten. Durch die Stärkung eines nachhaltigen Tourismus entstehen nachweislich neue Arbeitsplätze und die Lebensqualität für die Einwohner*innen erhöht sich.


Wäre Baden in einem Nationalpark Ostsee weiter möglich?

Ja. Die bestehenden Badestrände eignen sich nicht für den Nationalpark, da sie keine ungestörte Natur sind. Zudem ist der Nationalpark Ostsee bislang als Meeresnationalpark gedacht, d.h. er beginnt zumeist erst 50 Meter vom Ufer entfernt und bietet somit genug Raum für Badeurlaub. Im Nationalpark Wattenmeer an Schleswig-Holsteins Westküste kann man sehen, dass Strandtourismus und Naturschutz seit Jahrzehnten gut miteinander funktionieren.


Wäre Wassersport in einem Nationalpark Ostsee weiter möglich?

Ja, auch Wassersport ist in einem Nationalpark Ostsee weiterhin möglich. Häfen sind nicht eingeschränkt. Menschliche Aktivitäten wie z.B. Segeln sind auch in der am strengsten geschützten Zone, der Kernzone, möglich. Und auch für den Surfsport können sehr gute Lösungen gefunden werden. Lediglich in den Wintermonaten sollen Schwärme überwinternder Seevögel in Flachwassergebieten gemieden werden. Damit würde es auch zum Surfen und Kiten weiterhin großräumige Möglichkeiten geben.

Damit ein Nationalpark langfristig Erlebnisse wie Segeln, Kiten und Surfen in beeindruckender Natur ermöglichen kann, muss er jedoch auch ungestörte Rückzugsräume für Tiere und Pflanzen bieten. Entsprechende Regelungen dafür gelten bereits heute in der Ostsee. Dies umfasst beispielsweise das Befahren von Rastvogelschwerpunkten sowie das Ankern in Seegraswiesen, ebenso das Starten und Anlanden in sensiblen Küstenbereichen.


Wäre Fischerei und Angeln in einem Nationalpark Ostsee weiter möglich?

Ja. Fischerei und Angeln ist auch in einem Nationalpark weiterhin möglich, außer in der Kernzone, wo das Entnehmen von Ökosystembestandteilen zum Schutz der Natur nicht erlaubt ist. Jedoch auch von diesen Gebieten profitieren Fischer*innen und Angler*innen: Sie ermöglichen als ungestörte Kinderstuben die dringend notwendige Erholung der im Bestand gefährdeten Fische der Ostsee.


Wie werden die Bürger*innen beteiligt?

Der Ideenprozess für einen möglichen Nationalpark Ostsee ist von Anfang bis Ende an ergebnisoffen, transparent und mit intensiver Bürger*innenbeteiligung von der Landesregierung gestaltet. Der offizielle Konsultationsprozess des Umweltministeriums ist im März 2023 gestartet und beteiligt betroffene Vereine, Verbände und Kommunen. Er wird allparteilich und damit neutral moderiert. Bei Veranstaltungen des Umweltministeriums sowie über die Internetseite kann man sich zum aktuellen Stand des Beteiligungsprozesses informieren.

Neben dem Umweltministerium bieten zusätzlich Landtagsabgeordnete sowie Verbände und GRÜNE vor Ort Informationsmaterialen, Veranstaltungen und Austauschmöglichkeiten an.


Wer würde einen Nationalpark Ostsee beschließen?

Sowohl die Einrichtung als auch Auflösung eines Nationalparks ist alleinige Landessache. EU und Bundesregierung sind daran nicht beteiligt. Nach Abschluss des aktuellen Konsultationsprozesses berät die Landesregierung über die von allen betroffenen Akteur*innen eingebrachten Inhalte. Sollte die Landesregierung basierend darauf zum Schluss kommen, einen Nationalpark einrichten zu wollen, wird sie einen entsprechenden Gesetzesentwurf in den Landtag einbringen. Nur das Landesparlament kann die Einrichtung eines Nationalpark Ostsee dann unter erneuter Verbändebeteiligung beschließen.


Noch Fragen unbeantwortet?

Auf der Internetseite des Ministeriums für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur findet Ihr noch mehr Informationen zum Nationalpark Ostsee und dem Ablauf des Konsultationsprozesses.

Zudem hilft Euch unsere GRÜNE Landtagsabgeordnete Silke Backsen als Sprecherin für Umwelt- und Naturschutz, Meeresschutz, Tourismus gerne weiter: www.silkebacksen.de