Das Wattenmeer nicht in der Nordsee ertrinken lassen

Der aktuelle Bericht „Ozean und Kryosphäre“ des Weltklimarates IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) mit seinen 195 Mitgliedstaaten bestätigt unsere schlimmsten Befürchtungen. Über 100 Wissenschaftler*innen aus 80 Ländern haben die Forschungsergebnisse zu den Auswirkungen der Klimaveränderung auf die Ökosysteme im Ozean, Küstenregionen, Polarmeeren und Berggewässern analysiert und in diesem Bericht für politische Entscheidungsträger*innen zusammengetragen.

Das Ergebnis ist eindeutig: Der menschengemachte Klimawandel und die Erderhitzung werden sich künftig drastisch beschleunigen. Die Eismassen an den Polen schmelzen noch schneller als bislang angenommen und die Meeresspiegel steigen noch deutlicher. Für Schleswig-Holstein als Land zwischen den Meeren ist das eine besonders schlechte Botschaft. Das zeigt, dass wir dringend heute handeln müssen, um morgen noch Chancen auf intakte Lebensbedingungen zu haben, denn Klimaschutz ist der beste Küstenschutz.

In Folge des beschleunigten Meeresspiegelanstiegs droht das Wattenmeer zu ertrinken, die Erosion nicht nur der sandigen Küsten, sondern auch der Inseln und Halligen nimmt zu und immer häufigere Sturmfluten bedeuten ein immer größeres Risiko.

In der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts ist mit Sedimentdefiziten im Wattenmeer und Verlusten von Wattflächen und Salzwiesen zu rechnen. Beides sind Puffer vor Überschwemmungen. Für den Schutz der einmaligen Küstennatur und der Küstenbewohner*innen haben das Wattenmeer und eine möglichst natürliche, widerstandsfähige Küstenlandschaft eine immense Bedeutung. Wir müssen dem Verlust einzigartiger Lebensräume, wie Wattflächen, Dünen und Salzwiesen im Wattenmeer entgegenwirken – um das Leben an der Küste auch in Zukunft zu ermöglichen, um einen einmaligen Lebensraum für kommende Generationen zu erhalten.

  • Wir betonen die Möglichkeiten der 2015 von der Landesregierung verabschiedeten „Strategie Wattenmeer 2100“, die als eine in Betracht zu ziehende wichtige Anpassungsoption das Ausgleichen der Defizite durch Einbringen von Sand aus der Nordsee an geeigneten Stellen vorsieht.
  • Statt mit harten Schutzbauten aus Stein oder Beton gegen die Kräfte der Natur anzuarbeiten, sollte dort wo dies möglich ist, eher „weicher Küstenschutz“ im Einklang mit der Natur z. B. in Form von Sandaufspülungen zum Einsatz kommen.
  • Auf lange Sicht kann sich auch die Anpassung der Deichlinie in manchen unbewohnten
    Küstenniederungen der Nordseeküste als Maßnahme eignen. Durch die Verlegung der Deichlinie kann verlorene Küstennatur wiederhergestellt werden und mit dem Meeresspiegelanstieg besser mitwachsen. Zusätzlich wirken diese Überflutungsflächen vor dem Deich als Puffer gegen Sturmfluten.
  • Um neben dem vorrangigen Klima- und Küstenschutz Anpassungsstrategien zu entwickeln und in konkrete Maßnahmen umzusetzen, braucht es wirksame Politik und geeignete Förderinstrumente auf EU-, Bundes- und Landesebene.

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