Ohne den Einsatz so vieler Menschen, die ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe tätig sind, hätten wir eine humanitäre Katastrophe erlebt. Unsere staatlichen Strukturen waren auf so eine Entwicklung nicht vorbereitet und sind es auch jetzt immer noch nicht.So kann es auf Dauer nicht weitergehen.Erschöpfung, Überforderung und das Gefühl allein gelassen zu werden mit einer riesigen Aufgabe mischt sich bei vielen Helfer*innen (und auch Hauptamtlichen) unter die Freude am Engagement.Das Ehrenamt ist in diesen Zeiten eines der wichtigsten Stützpfeiler in der Flüchtlingspolitik. Diese Arbeit darf nicht nur mit Dank gewürdigt werden, sondern muss strukturell unterstützt werden. Denn die Konsequenz wird sein, dass der große Kreis an Unterstützer*innen und Helfer*innen kleiner werden wird, wenn diese sich allein gelassen fühlen.Wir als Grüne sind gefordert uns für die Interessen der Ehrenamtlichen stark zu machen und diese lautstark zu vertreten.Wir sind ihnen zu großem Dank verpflichtet, denn sie leisten durch ihre Arbeit einen großen Dienst: Sie wirken in die Gesellschaft ein und helfen dabei Vorurteile abzubauen.Was fehlt, sind feste Strukturen und ein konsequenter Weg wieder hin zu einem funktionierenden Staat. Dazu muss das Hauptamt ausgebaut, das Ehrenamt nachhaltiger unterstützt und gewürdigt werden.Der Staat muss diese Aufgabe nicht alleine meistern, muss aber Weichen stellen, damit das Ehrenamt nicht zu einem unbezahlten Hauptamt wird.
1. Bessere Koordinierung.
Wir fordern die bessere Koordinierung von Ehrenamtler*innen vor allem auf kommunaler Ebene
durch zentrale Anlaufstellen. Die Ehrenamtler*innen sollten auf Strukturen zurückgreifen können, um nicht bei Null anfangen zu müssen und mit Koordinierungsaufgaben belastet werden. Viele Initiativen und Helfer*innenkreise haben sich erst vor kurzem im Zuge der erhöhten Zahlen der Geflüchteten im vergangenen Jahr zusammen gefunden. Diese gilt es besser in bestehende Netze einzubinden.Wir begrüßen, dass das Innenministerium des Landes in seinem Erlass vom September 2015 für die Kreise und kreisfreien Städte im Rahmen der Umsetzung des Flüchtlingspaktes Personalstellen zur Verfügung gestellt haben – voraussichtlich bis Mitte 2018 – und werden die Entwicklungen beobachten. Neben Personalstellen müssen jenseits der Integrationspauschale, die mit den derzeit sinkenden Flüchtlingszahlen von Woche zu Woche ebenfalls sinkt, ausreichend Mittel zur Verfügung stehen, um die Koordinierungsstellen handlungsfähig zu machen.
Wir fordern die grünen Regierungsmitglieder und die Landtagsfraktion dazu auf sich für dieses Anliegen stark zu machen.
2. Qualifizierung von Ehrenamtlichen
Für ehrenamtliche Helferinnen und Helfer muss es ein ausreichendes und übersichtliches Angebot an Fort- und Weiterbildung in Bezug auf ihre Tätigkeit geben. Vermehrt werden Fälle von Überforderung laut. Die Ehrenamtlichen sollen sich darüber informieren können, welcheAufgaben auf sie zukommen werden, unter welchen psychischen BelastungenMenschen leiden, die aus Kriegsregionen kommen und wo ihre eigenen Grenzenals Helfende sind. Vielerorts geben Ehrenamtliche viel Zeit,Kraft und Energie für diese Arbeit. Wenn sie es möchten, sollen sie einfach und unbürokratisch Zugang zu Unterstützung und Aufklärung erhalten.
- Im Bereich der Sprachförderung sollte es für Sprachlots*innen ein Angebot zur Einführung in die Vermittlung der deutschen Sprache geben.
- Bei Begleitung zu Ämtergängen sollte Informationsmaterial zur Verfügung gestellt werden oder eine kurze Einführung in das Asylverfahren erfolgen, damit die Begleiter*innen zumindestens eine grobe Ahnung von dem Verfahren haben.
- Es muss ein Angebot von Trainings zur Interkulturellen Kompetenz geben, das von Ehrenamtlichen in Anspruch genommen werden kann.
3. Freiwilligendienst ausbauen und angemessene Entschädigung
Wir denken dabei etwa an die Einrichtung eines Freiwilligendienstes auf Landesebene (Lafdi), der auch Flüchtlingen offen steht, an Supervision für die Helfer*innen, an eine Würdigung ihres Einsatzes in Form einer Ehrenamtskarte o.Ä. und bei längerfristiger Inanspruchnahme eine Freistellung durch die Arbeitgeber*innen sowie eine angemessene Entschädigung. Geprüft werden sollte unbedingt auch die Möglichkeit des Erwerbs von zusätzlichen Rentenpunkten durch ehrenamtliche Tätigkeit. Nötig ist professionelle Koordination auf allen Ebenen.
4. Bund und Land in Verantwortung nehmen
Auch die Aufgaben zwischen Bund, Ländern und Kommunen müssen eindeutiger und sinnvoller strukturiert werden. Dabei gehört Aufgabenverantwortung und Ressourcenverantwortung in eine Hand.Wir fordern eine angemessene Beteiligung des Bundes wie des Landes an den Kosten. Die Integration von Geflüchteten ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, mit der unsere Kommunen und dadurch die Ehrenamtler*innen nicht alleine gelassen werden dürfen. Die Integrations- und Aufnahmepauschale im Land Schleswig-Holstein ist grundsätzlich ein guter Ansatz zur Kostenteilung. Für deren Verwendung sollte es jedoch von Landesseite eindeutigere Richtlinien geben, um sie tatsächlich für Maßnahmen der Integrationsförderung wie beispielsweise Unterstützung des Ehrenamtes und Absicherung der Sprachförderkette zur Verfügung zu haben. Es muss gewährleistet sein, dass trotz sinkender Flüchtlingszahlen die geschaffenen Strukturen zur Unterstützung von Aufnahme und Integration erhalten bleiben. Hierfür müssen ggf. ein neues Instrument geschaffen werden.
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